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Staatliche Realschule Berching
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Durch Dialog zu Toleranz und Freundschaft

„Beim Reden kommen die Leut zam“ sagt man in Bayern, und es stimmt: Wo Menschen sich aufeinander einlassen und in einen Dialog eintreten, haben Vorurteile meist nur noch eine kurze Lebenszeit. Dies zeigt sich auch in dem Theaterstück „Nathan der Weise“, von Gotthold Ephraim Lessing vor über 200 Jahren verfasst.

Die Handlung spielt in Jerusalem gegen 1190, also zur Zeit der Kreuzzüge. Der Jude Nathan, bekannt für seine Großzügigkeit und Vernunft, hätte bei einem Brand seines Hauses beinahe seine Tochter verloren; dass sie nicht in den Flammen umkam, verdankt er ausgerechnet einem christlichen Tempelritter, dessen Einstellung zu den Juden eigentlich alles andere als positiv ist. Als sich Nathan bei ihm für die Rettung seiner Tochter bedanken will, lehnt er daher auch jedes Gespräch ab. Aber Nathan ist beharrlich und schließlich kommt es doch zu einem Dialog, bei dem der Tempelritter zwar anfangs ziemlich harsch („Macht’s kurz“) auftritt, sich aber doch von den vernünftigen Gedanken Nathans („Sind Christ und Jude eher Christ und Jude als Mensch?“) bezwingen lässt. Schließlich geben sich beide die Hand und der Tempelritter spricht gar von „Freundschaft“, die mit der Zeit wachsen solle…

Die „Neue Werkbühne München“ hatte die Originalfassung bearbeitet und auf eine Länge von etwa 55 Minuten verdichtet. Hilfreich erwiesen sich dabei die dazwischen geschalteten „Kommentare“, in denen dem Publikum (oftmals historische) Hintergrundinformationen gegeben wurden. Ebenfalls überzeugen konnten die schauspielerischen Leistungen der Darsteller sowie die parallel zur Handlung erfolgten musikalischen Einspielungen (z.B. aus „Bolero“ von Ravel). Insgesamt war es ein anspruchsvoller, anregender und zum Nachdenken motivierender Theater-Vormittag!

Christian Stemplinger